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Geschichten die das Leben schreibt...
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27.03.2008

Hallo mein Pünktchen,

heute möchte ich Dir schreiben, weil mich das schlechte Gewissen plagt. Ich habe nichts von Dir gewusst, bis zu dem Abend als ich direkt ins Krankehaus eingewiesen wurde. Ich musste zum Arzt, weil der HCG Wert nicht sank wie er sollte nach der Fehlgeburt. Die Fehlgeburt war schon zwei Wochen her...

Der Arzt hat mir am Abend zuvor schon am Telefon gesagt, dass irgendwas überhaupt nicht stimmen kann. Der Gedanke an Dich?! Ja klar, ich habe mich oft gefragt ob da doch noch ein Baby ist..aber ich konnte es nicht glauben. Es war so absurd..

Und dann dieser lange Ultraschall...ich erzählte dem Arzt dass ich auf der rechten Seite manchmal leichte schmerzen habe. Nichts wildes!

Er tastete, und drückte auf mir rum...und immer wieder diese Frage: Tut es hier weh? Oder so? Tut es jetzt weh?!

Nein, ich sagte nur nein. Ich spüre es, mag vielleicht etwas unangenehm sein, aber schmerzen? NEIN, wirklich nicht.

Er schüttelte den Kopf, es KANN keine Eileiterschwangerschaft sein, sie wären mir längst ab der Liege gesprungen. Puh...gott sei dank!

Und wieder schallen, suchen, irgendwo muss doch der Grund sein, warum die Blutwerte nicht gut sind. Er schaute sich das Myom nochmals an, welches er vor einigen Tagen schon gefunden hat. Er hat es neu vermssen, ausgedruckt und meinte, ich solle mich jetzt wieder anziehen, wir besprechen es im Büro.

Ich war schon fast beruhigt, es war nichts passiert was mich beunruhigt hätte. Der Doc war ganz ruhig, Stephan hielt mir während der Untersuchung die Hand...bestimmt ist alles ein grosser Missverständnis.

Im Büro dann die bittere Wahrheit. Ich erinnere mich genau an seine Worte, in gebrochenem Deutsch:

Ich glaube...nein, ich bin sicher es ist eine bestehende Eileiterschwangerschaft.

Ich habe erstmal geschluckt..WAS hat er da grade gesagt? Stephan hielt meine Hand, sagte gar nichts..ich frage mich ob er in diesem moment überhaupt noch geatmet hat..

Das Myom, was er fälschlicherweise für ein Myom gehalten hat ist seit dem letzten mal gewachsen. Es ist rund 40x40mm gross, es kann kein Myom sein. Er würde mich jetzt gerne nach Hause schicken, die Unterbrinung vom Kind organisieren lassen, packen und mir die Zeit geben, mich auf das bevorstehende vorzubereiten, aber das könne er nicht. Die Verantwortung wolle er nicht übernehmen, ich sei anfang 9 Woche, die Gefahr dass der Eileiter platzt sei zu gross. Ich solle bitte heim, packen und direkt ins Krankehaus. Evt. werde ich noch am selben Abend operiert.

Der Gedanke, dass gerade darüber gesprochen wird, dass Du mein Kind aus mir herausgeholt werden soltlest, der kam mir nicht. Ich sah nur eine OP bevorstehen, ein Risiko, aber auch die Angst vor dem KH auf mich zukommen. Ich hatte angst, einfach nur grässliche Angst. Dass es da um Dich ging, mein Kind, mein Baby im Bauch, das war weg. Der Gedanke kam nicht..

Aus der Praxis draussen lief ich schnellen Schrittes zum Parkplatz. Stephan hatte mühe mit mir Schritt zu halten..er wollte mich in Arm nehmen und ich funkelte ihn an: Lass das...wage es nicht!

Stephan verstand die Welt nicht mehr.. Beim Auto angekommen fragte er mich, was das soll? Ich erklärte ihm mit Tränenerstickter Stimme: Weil ich DAS nicht unterwegs durch die Stadt wollte..und liess die Tränen endlich raus.

Mein Pünktchen, ich verstand erst nach der Operation was passiert war. Die Ärzte klärten mich auf, dass dies keine Abtreibung sei, weil du nicht Lebensfähig heranwachsen würdest.. du seist kein Baby, du seist unterversorgt und gar nicht in dem Stadium, in dem du mit 9 Wochen sein solltest. Immer redeten sie von einer Schwangerschaft, Eileiterschwangerschaft. Aber ich verstand irgendwie nicht..ich wollte es nur hinter mir haben.

Am Freitag morgen war die OP, als ich gegen Mittag wieder klar im Kopf war ging es los. Ich heulte, ich heulte ohne Unterlass, ich glaube sterben zu müssen. Nicht wegen den schmerzen...die hielten sich dank Schmerzmittel in grenzen. Ich konnte nicht husten, obwohl ich einen Frosch im Hals hatte, ich konnte nicht die Nase putzen, das tat auch weh. Aber ich konnte endlich heulen..den ganzen Frust, die ganzen verdammten schmerzen, den Verlust den ich durchmachen musste. Ich begriff was passiert war, ich habe nicht nur Mogli verloren, ich habe auch Dich verloren. Zwei Babys, zwei so wunderbare kleine Seelen die so willkommen gewesen wären. Es tut mir so leid dass ich euch nie kennen lernen durfte.

Ihr fehlt mir

Mami


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